Archäologische BauBegleitende Untersuchungen

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Vorläufige Resultate zur Maßnahme: Errichtung Bürgerhaus - Burg Stargard

Auf der Webseite veröffentlicht:
29. Juni 2022
Von Cathérine Korluß

ABBU
R.Methner & L.Ruhnow GbR
Bahnhofstraße 48
03046 Cottbus



Beitrag im Nordkurier vom Freitag, 6. Mai 2022. Autor/Fotos: Tim Prahle

3D-Modell Gelände

Bericht Burg Stargard

Die sich im Jahr 2021 gezeigte spätmittelalterliche Befundlage des 2. Planums konnte in diesem Jahr gewinnbringend innerhalb von 5 Wochen vom 28.3. bis 29.4.2022 archäologisch weiteruntersucht und dokumentiert werden. Das 2. Planum hatte im vergangenen Jahr diverse spätmittelalterliche Befunde geliefert, vor allem 3 Hausbefunde mit Feldstein-Lehmfundamenten und Lehmstampfböden und Brand- und Ascheschichten, die auf Fachwerkwände deuten lassen (Abb. 1). Umgebungssedimente enthielten spätmittelalterliche Tonscherben der harten grauen Irdenware, vor allem des 14./15. Jh. (Abb. 5, 6) und ließen hier die erste zeitliche Einordnung zu.

Im Fokus der diesjährigen Arbeiten stand jedoch ein im nördlichen Untersuchungsbereich angetroffener rechteckiger Befund spätmittelalterlicher Zeitstellung mit Lehm- und Feldsteinwerk mit rostrot verziegelten Lehmlagen, die auf höhere Hitzeeinwirkung schließen ließen und diverse Interpretationsfragen aufwarfen. Die Grabungen in diesem Jahr zeigten nun, dass es sich um einen frühen Erdkeller des 13. Jh. handelt, der nach seiner Aufgabe noch bis zum Ende des 15. Jh. als Haus/Grubenhaus in Benutzung war. Der rechteckig angelegte Erdkeller maß ca. 4 x 5 m und war mit seiner Baugrube in einen älteren Geländehorizont und bis weit in den anstehenden Boden eingetieft worden.

In den unteren Abschnitten des Kellers wurden vereinzelt hölzerne Reste und senkrechte Holzschatten festgestellt, die auf eine nicht mehr erhaltene Holzauskleidung hinweisen. Keller- und Hausbefund wurden nicht komplett ergraben. Eine Abschätzung der Tiefe erfolgte durch 3 Bohrungen, die nach weiteren 50 cm ein Ende des Befundes anzeigten und den folgenden sandigen, anstehenden Boden.

Nach Aufgabe des Erdkellers wurde dieser offenbar zum Wohnen umfunktioniert und als Grubenhaus genutzt, dessen Nutzen vor allem durch die natürliche Wärmeerhaltung innerhalb der Grube zustande kommt. Ein 80 cm hohes Schichtpaket aus ockerfarbenen Lehmlagen als Laufhorizonte mit wechselnden sandigen Aschebändern lassen auf mind. 4 Nutzungsphasen schließen (Abb. 2 bis 4).

Zu einer letzten Nutzungsphase als Haus wurden Feldsteinfundamente eingebracht (Abb. 2 bis 4). Diese durchtrennen die Lehmestrichlagen und lassen deshalb auf eine später erfolge Anlage schließen. Die obere Auffüllung des Befundes bestand überwiegend aus gebrannten Lehmschichten mit viel sand-/strohgemagerten Hausbewurfs, der auf ein letzten Bau mit Holz-/Lehmwänden schließen lässt. Nach einem Brandereignis am Ende des Spätmittelalters erfolgte offenbar keine weitere Aufbauphase.

Die Kleinfunde aus Befund 21 umfassen Keramikscherben der harten grauen Irdenware (vor allem 14./15. Jh.), Tierknochenfragmente, kleinere Eisenobjekte wie etwa Nägel, Hufeisen, Messerklingen und 1 kleiner Schlüssel.

Als Nebenbefund gelang der Nachweis eines Althorizontes in ca. 1,80 m unter GOK. Die dunkelbraune-ockerbraune Sandschicht war kompakt und homogen und enthielt locker eingestreut Keramikscherben und Tierknochenfragmente der Bronze-/Eisenzeit und Slawenzeit sowie teils bearbeitete Feuersteinartefakte und Abschläge des Spätmesolithikums (Abb. 8). Eine lanzettförmige spätmesolithische Silexklinge ist besonders hervorzuheben. Die Schicht ist durch die mittelalterlichen Befunde unterbrochen. Eine slawische Siedlung und eine römisch kaiserzeitliche Siedlung befinden sich nachweislich unweit östlich der Grabungsstelle auf Höhe Kreisverkehr Dewitzer Chaussee. Ein Zusammenhang wäre hierzu möglich.


Abbildung 1: Burg Stargard. Projekt 3544-6040. Befunderfassung im 2. Planum im Bereich der geplanten Neubaufläche. Blick Richtung Süd (ABBU).


Abbildung 2: Burg Stargard. Projekt 3544-6040. Befund des mittelalterlichen Kellers im Nordteil der Fläche im Arbeitszustand Anfang April auf Höhe eines Stampflehmbodens, Nutzungsphase als Grubenhaus. Blick Richtung NO (ABBU).


Abbildung 3: Burg Stargard. Projekt 3544-6040. Befund des mittelalterlichen Kellers im Nordteil der Fläche in geschnittenem Zustand und freigelegten Feldsteinfundamenten in mehreren Bauphasen. Blick Richtung Ost (ABBU).


Abbildung 4: Burg Stargard. Projekt 3544-6040. Befund des mittelalterlichen Kellers im Nordteil der Fläche in geschnittenem Zustand und freigelegten Feldsteinfundamenten in mehreren Bauphasen. Blick Richtung NO (ABBU).


Abbildung 5: Burg Stargard. Projekt 3544-6040. Keramische Kleinfunde aus Schichtbefund 13: harte graue Irdenware des 14./15. Jh. (ABBU).


Abbildung 6: Burg Stargard. Projekt 3544-6040. Spätmittelalterliche Keramikscherben und halbes Hufeisen aus Befund 26 (ABBU).


Abbildung 7: Burg Stargard. Projekt 3544-6040. Spätmittelalterliche und spätslawische Keramikscherben aus Befund 26 (ABBU).


Abbildung 8: Burg Stargard. Projekt 3544-6040. Fundauswahl aus Befund 20: Urgeschichtliche Silexklingen und Keramikscherben.

Autorenanschrift:

Cathérine Korluß
Archäologische BauBegleitende Untersuchungen
R. Methner & L. Ruhnow GbR
Bahnhofstraße 48
03046 Cottbus
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